Rubrik unschöne Zirkusbesuche

Ein merkwürdiger Besuch im Circus...

Ich knatterte eines Tages mit meinem alten Mokick durch meine Heimatstadt und bemerkte dabei am Straßenrand Plakate, die von einem großen Zirkus aufgestellt waren. Ich bin zwar kein begeisterter Zirkusbesucher, aber die Tiere schau ich mir, meistens klammheimlich, sehr gerne an, auch wenn man dadurch meistens traurig wird. So auch dieses Mal. Es fing damit an, das ich mich vorbereitete. Dazu gehört bei mir eine Jacke, die schon bessere Zeiten gesehen hat, eine Hose der es auch nicht viel anders geht, also einem Colombo - Outfit, mit dem man relativ unauffällig seines Weges ziehen kann. Dabei habe ich auch meinen schnellen Fotoapparat, falls ich schnell knipsen und danach schlagartig das Terrain verlassen muss. So bewaffnet zog ich los.

Ich parkte mein Gefährt, wie ein Verbrecher, weit vom Tatort (man weiß ja nie was auf einen zukommt...). Je näher ich diesem Platz kam, desto größer wurde das Kribbeln in meinem Bauch. Herbert Grönemeier sang einmal etwas mit Flugzeugen im Bauch, dies Gefühl war bei mir offensichtlich ziemlich ähnlich. Du kommst dort auf einen öffentlichen Platz, der dich sonst überhaupt nicht interessiert, der dich jetzt aber plötzlich magisch anzieht, weil sich zum einen deine ultimativen Lieblingstiere irgendwo dort befinden und zum anderen diese merkwürdige Zirkusatmosphäre in der Luft liegt, mit vielen dir fremden Menschen, die merkwürdige, dir unbekannte Sprachen sprechen. So ein Zirkus ist eine in sich abgekapselte Welt, die von außenstehenden Personen nur schwer zu begreifen ist...

Wie auch dieses Mal kam ich viel zu früh dort hin. Alle waren am aufbauen und hatten deshalb auch keine Zeit sich um so merkwürdige Leute, wie mich zu kümmern. Diese Zeit nutze ich immer schamlos aus, um eigene Besichtigungen zu machen, ohne Führung von irgendwelchem Personal.  Ich ging also auf diesen Platz und sah als erstes diese mir unheimlich erscheinenden Transportkäfige, die ca.

die Größe eines Müll- containers besitzen. Diese Käfige machen auf mich immer den Eindruck als seien sie Kerker aus vergangenen Zeiten. Müsste ich dort über längere Zeit drinsitzen, würde ich relativ schnell rammdösig werden und die Lust am Leben verlieren. Allein der Transport, wenn er über weitere Strecken geht 

muss für diese Tiere eine ungeheure Belastung darstellen. Welch eine Gefühl dort drinzusitzen. Diese relativ kleinen Container sind innen auch noch aufgeteilt, so das kaum Platz herrscht, um sich in diesen zu bewegen. Dazu noch diese kleinen Zuchthausfenster, die so hoch angebracht sind, das ein Tier sich bemühen muss überhaupt einen Lichtblick zu erhaschen. 

Ich machte meine Fotos und ging weiter bis zu der Absperrung, die meistens rings um den Zirkus gezogen ist und wo Fremde nichts zu suchen haben. Ich kletterte also hinüber und sah ein großes, ausladendes Zelt, welches anscheinend die Pferde beherbergte. Niemand war dort. Ich ging also weiter und sah die Käfige, in denen die großen Katzen untergebracht waren. Es war alles sehr sauber. Es war so sauber das nicht einmal ein bisschen Stroh auf dem Boden lag, welches die Tiere als Unterlage hätten verwenden können. Nur eine Handvoll Sägespäne, die gerade mal einen Kaninchenstall gefüllt hätten, lagen dort herum. Könnten Sie sich so etwas bei Ihrer Hauskatze vorstellen? 

Hauptsächlich waren dort Tiger, die man normal als wache neugierige Tiere kennt. Eigentlich hätten diese auf mich reagieren müssen. Spätestens als ich auch noch über die Absperrung des Käfigs kletterte und die Tiere mit leiser Stimme ansprach, erhoffte ich mir eine Reaktion. Ein Tiger drehte seinen Kopf langsam zu mir herum. Sein eines Auge war blind. Wahrscheinlich ist dieses einmal bei einer Keilerei in einem der engen Käfige beschädigt worden. 

Es kam mir so vor, als schaute er durch mich hindurch. Seine Gesichtszüge glichen einer Maske und verrieten mir, das ihm alles egal war. Er starrte mich an, als wollte er mich fragen warum er in diesem Käfig sitzen muß, wo doch draußen so schöner grüner Rasen ist. Dann drehte er sich wieder weg und starrte gegen die Wand. Ich war kurz davor zur Zirkusleitung zu gehen um ihnen dieses Tier abzukaufen, weil ich davon ausging, das ein Tier mit einem blinden Auge nicht mehr auftreten wird. Im letzten Moment überlegte ich mir mein Vorhaben, da ich eigentlich nicht die Voraussetzungen habe mir solch ein Tier zu halten. Ich hätte den kleinen sehr gerne mitgenommen und versucht, ihm einen möglichst schönen Lebensabend zu machen. Es war wie ein Abschied, als ich wieder ging, ein Abschied von einem guten Freund, dem ich nicht helfen konnte und den ich wahrscheinlich nie wiedersehen werde. . .

Schaut Euch mal den Tiger an, wie er apathisch auf dem blanken Metallboden liegt. Das schlimme bei dieser Tierhaltung ist nicht zuletzt, das nicht selten permanent Betäubungsmittel (Sedativa) eingesetzt werden, um diese Tiere überhaupt in dieser Form halten zu können!                      

Ich bin bis an den Käfig gegangen, habe mit ihm gesprochen, es kam keine Reaktion. Und nun vergleicht mal, wie Ihr versucht Euren Haustieren das Leben schön zu machen. Der kleine hier ist genau so wie Eure Katzen, nur eine Nummer größer.  Ganz schlimm ist es für diese Tiere, wenn sie es wirklich einmal schaffen, aus ihrem Käfig auszubrechen. Da diese Tiere niemand so richtig kennt und viele unbedarfte, ahnungslose Polizisten nur darauf warten, solch ein Tier abschiessen zu können, wie es in Warschau am 14.03.00 passierte,  (siehe Kleiner Tiger)   hat das gewaltsame Öffnen solcher Käfige nicht die Freiheit sondern eher den Tod der Tiere zur Folge. 

Und den Leuten, die wegen so etwas gerne zur Schusswaffe greifen, sei folgendes gesagt: Es ist wahrhaftig keine Kunst, solch ein Tier mit einer Wumme umzulegen. Da könnt ihr Feiglinge auch gleich die Katze vom Nachbarn abknallen. Solche Tiere sind eh halbwegs zahm, kennen die Menschen und lassen sich nach einiger Zeit einfangen, ohne Brachialgewalt, es sei denn, eine ganze Affenherde jagt hinter solch einem Tier her. Da würde ich auch reiß aus nehmen und versuchen, meinen Widersachern zu entwischen, oder mich zu wehren, sollten sie mich in die Enge treiben!

Passend zu diesem Thema:  Degradierung Zirkus . . .

Kleiner Tiger

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